Schock und Fassungslosigkeit bei Raphael Sperrer

Absage der Rallye Dakar: Aufgrund der Gefährdung französische Staatsbürger bleibt der A.S.O. keine andere Wahl. Raphael Sperrer ist bestürzt, gibt sich aber zurückhaltend und respektiert die Entscheidung.

Um 13:00 Uhr wurde aus Gerüchten eine handfeste, schockierende Tatsache: Dem Veranstalter, der französischen A.S.O. (Amaury Sport Organisation), bleibt keine andere Wahl, als die 30. Ausgabe der Rallye Dakar komplett abzusagen. Zuvor wurden die technische und administrative Abnahme gegen 11:00 Uhr Ortszeit gestoppt, die Werksteams verlauteten hinter vorgehaltener Hand: ?Wir packen ein?. Gegen 13:00 Uhr CET dann die Pressekonferenz, bei der man vor hunderten Medienvertretern die Absage offiziell verlautete. Veranstalter Etienne Lavigne persönlich erläuterte die Hintergründe: Grob zusammengefasst sah die A.S.O. nach intensiven Gesprächen mit den offiziellen Stellen in Frankreich und Mauretanien, darunter speziell mit dem französischen Außenminister, keine andere Wahl, als die Rallye abzusagen.

Nicht nur die Ermordung von vier französischen Touristen im Dezember war dafür ausschlaggebend, sondern konkrete Terrordrohungen gegen die Rallye selbst. Lavigne: ?Die Sicherheit bei der Rallye Dakar war, ist und kann niemals Gegenstand von Kompromissen sein?, daher blieb der Organisation keine andere Wahl als eine komplette Absage. Die weitere Zukunft der Veranstaltung stehe dadurch allerdings nicht zur Diskussion, wie der Veranstalter abschließend betonte.

Für Raphael Sperrer, seinen holländischen Co-Piloten Harmen Scholtalbers und das Team Fast&Speed brach nach der Absage verständlicherweise eine Welt zusammen. Nach dem ersten Schock und Fassungslosigkeit ist der Oberösterreicher aber im großen und ganzen gefasst: ?Es ist, wie es ist. Gegen solche Dinge ist man sowieso machtlos. Für mich persönlich, aber auch für meinen Co und das Team, sowie alle anderen, die viel persönliches Herzblut, Zeit aber auch Geld in diese Sache investieren, ist es natürlich eine Katastrophe. Aber man muss die Entscheidung respektieren. Wenn der Veranstalter die Rallye durchgepeitscht hätte und es gäbe bei einem Terroranschlag Tote, wäre das viel schlimmer als die jetzige Absage. Wie das alles weitergeht, weiß ich allerdings auch nicht? Es ist jedenfalls eine Schande, dass völkerverbindender Sport zur Zielscheibe von sinnlosem Terror wird.

Das offizielle Statement der A.S.O.

Nach verschiedenen Gesprächen mit der französischen Regierung ? insbesondere dem Außenminister ? und angesichts seiner dringenden Empfehlungen haben die Veranstalter der Rallye Dakar die Entscheidung getroffen, die Auflage 2008 der Rallye, die vom 5. bis 20. Januar zwischen Lissabon und der senegalesischen Hauptstadt Dakar ausgetragen werden sollte, abzusagen.

Angesichts der derzeitigen internationalen politischen Spannungen, der Ermordung von vier französischen Touristen am 28. Dezember 2007, die mit einer Gruppierung von Al-Qaïda au Maghreb islamique? im Zusammenhang steht, und vor allem in Anbetracht der direkten Drohungen, die von terroristischen Strömungen gegen die Rallye ausgesprochen wurden, sieht A.S.O. keine andere vertretbare Lösung, als das Sportereignis abzusagen.

Die oberste Verantwortung von A.S.O. ist, die Sicherheit aller zu gewährleisten: der Bevölkerung in den Austragungsländern, der französischen und nichtfranzösischen Privat- und Profifahrer, technischen Servicemitarbeiter, Journalisten, Partner und Mitarbeiter der Rallye. A.S.O. bekräftigt somit, dass die Sicherheit bei der Rallye Dakar niemals Gegenstand von Kompromissen war, ist oder sein wird.

A.S.O. verurteilt die terroristische Bedrohung, die ein Jahr Arbeit, Engagement und Begeisterung aller Teilnehmer und verschiedenen Beteiligten der weltweit größten Marathonrallye zunichte macht. Im Bewusstsein der immensen Frustration, die in Portugal, Marokko, Mauretanien und dem Senegal sowie bei allen treuen Partnern besonders stark sein wird, sowie über die allgemeine Enttäuschung und die schwer wiegenden wirtschaftlichen Konsequenzen für die Austragungsländer durch entgangene direkte und indirekte Einnahmen hinaus wird sich A.S.O. auch weiterhin für die Werte einsetzen, die Großsportereignisse vermitteln, und das Engagement für die nachhaltige Entwicklung über das Hilfsprogramm Actions Dakar? fortsetzen, das seit fünf Jahren in Subsahara-Afrika in Zusammenarbeit mit SOS Sahel International umgesetzt wird.

Die Rallye Dakar ist ein Symbol, und ein Symbol kann nichts zerstören. Die Absage der Auflage 2008 stellt in keiner Weise die Zukunft der Dakar in Frage. Unserem Engagement und unserer Begeisterung für den Sport treu bleibend, wird sich A.S.O. in den nächsten Monaten der Herausforderung stellen, ab 2009 allen Anhängern des Rallye Raids ein neues sportliches Abenteuer zu bieten.